Donaukurier - 24. Mai 2016
Schwimm Europameisterschaften 2016 in London

London war eine Reise wert

London/Neuburg (DK) Am Ende war es "nur" Platz neun - aber für Lisa Königsbauer hat sich die Teilnahme an der Schwimm-Europameisterschaft gelohnt. Mit der Nationalmannschaft der Synchronschwimmerinnen hat die 17-jährige Neuburgerin Unvergessliches erlebt.
Von Sebastian Hofmann

Dass Lisa Königsbauer sehr stolz auf ihre Teilnahme bei der Europameisterschaft im Synchronschwimmen ist, sieht man der Neuburgerin an. Das Londoner Wettkampfbad beschreibt die 17-Jährige als "der Wahnsinn". - Foto/Screenshot: Königsbauer/bas

Wochen und Monate der Vorbereitung - und nach fünf Minuten und zwölf Sekunden ist die Darbietung vorbei. Nüchtern betrachtet stehen Aufwand und Nutzen in keinerlei Relation zueinander. Aber darum geht es im Sport ja zum Glück nicht. Es geht darum, sein Bestes zu geben. Und das hat die Deutsche Nationalmannschaft der Synchronschwimmerinnen bei der Europameisterschaft im "London Aquatics Center at Queen Elizabeth Olympic Park" - dem Wettkampfschwimmbecken Ihrer Majestät - getan. "Es war richtig schön in London. Das Bad war der Wahnsinn und die Atmosphäre einfach unbeschreiblich", schwärmt Lisa Königsbauer. Sie habe schnell gemerkt, dass von den Olympischen Spielen 2012 noch viel bei den Organisatoren hängengeblieben war. "Alle waren sehr freundlich zu uns und der gesamte Wettkampf war toll vorbereitet."

Aber es wäre mehr drin gewesen als Platz neun von zehn teilnehmenden Nationen, meint zumindest die Neuburgerin. "Wir sind besser. Oder: Wir wären besser, hätten wir noch mehr Zeit zum Üben", findet sie. Bereits vor ihrem Flug in die britische Hauptstadt hatte die 17-Jährige die Situation realistisch eingestuft: Deutschland gehöre nicht zu den Top-Fünf-Nationen in dieser Sportart. Aber zumindest die Gastgeber wären zu schlagen gewesen, meint Königsbauer im Nachhinein. "Das Team des Vereinigten Königreichs hat den Heimvorteil ausgenutzt, da bin ich mir sicher. In jedem anderen Becken hätten wir diese Auswahl hinter uns gelassen", sagt Lisa Königsbauer. Ob es ein kleiner Zwischenfall war, der die Deutschen Frauen wertvolle Punkte gekostet hat? Noch in der Wettkampfvorbereitung in Übach-Palenberg (Nordrhein-Westfalen) waren die Synchronschwimmerinnen nämlich beim Training gestört worden. Von Doping-Kontrolleuren. "Sie standen am dritten Trainingstag plötzlich im Bad und forderten uns alle auf, Urinproben abzugeben", berichtet Königsbauer. Problem: Es war 5 Uhr morgens, die Übungseinheit hätte gerade beginnen sollen und alle zehn Athletinnen waren kurz vorher erst auf der Toilette gewesen. "Wir mussten also alle so lange Wasser trinken, bis wir wieder auf die Toilette mussten und eine Urinprobe abgeben konnten. Bis wir fertig waren, war es schon 9.45 Uhr. An ein Training war danach nicht mehr zu denken", erzählt die Neuburgerin weiter und muss lachen. Im Nachhinein ist es amüsant für sie. "Und eine bessere Platzierung hat uns das auch nicht gekostet."

Zusammen mit Marlene Bojer, Edith Zeppenfeld, Amelie Ebert, Lara Lanninger, Julia Ermakova, Sinja Weychardt, Michelle Zimmer, Lisa Lange und Daniela Dachtler führte Lisa Königsbauer im Londoner Wettkampfbecken ein Wasserballette zu Klängen aus der Filmreihe "Fluch der Karibik" und ähnlicher mit Piraten assoziierter Musik auf. Die Deutsche Auswahl ahmte Wellenbewegungen nach, schob sich in der Formation eines Ruderbootes durchs Wasser und ab und an wurden zwei der jungen Frauen von ihren Mitstreiterinnen meterhoch aus dem Wasser katapultiert - ein beeindruckendes Bild. Für das unbedarfte Auge waren die Bewegungen - von den Tauchvorgängen über Figuren mit den Beinen aus dem Wasser bis hin zu den Kopfbewegungen - absolut synchron. "Es wäre schon noch etwas anspruchsvoller gegangen", sagt Lisa Königsbauer. Unzufrieden ist sie dennoch überhaupt nicht. "Man hat einfach gemerkt, dass es eine Vereinskür ist für Mannschaften, in denen das Niveau der einzelnen Schwimmerinnen doch stärker schwankt, als es bei uns der Fall war." Die Bundestrainerinnen Stella Mukhamedova und Tatjana Reich zeigten sich nach der rund fünfminütigen Darbietung aber sehr zufrieden und jubelten ihren Schwimmerinnen vom Beckenrand aus zu. Mit 76,1000 Punkten reichte es letztlich zu Platz neun in der Gesamtwertung der freien Kür-Kombination. Die Gastgeberinnen waren nur um ein paar Zähler besser: Das Vereinigte Königreich kam mit 77,9667 Punkten auf Rang acht.

Für die Deutsche Nationalmannschaft war dies der letzte Wettkampf in diesem Jahr. Ob Lisa Königsbauer im kommenden Jahr in die Auswahl zurückkehren wird, weiß sie noch nicht. Sie müsste sich dann wieder einer Sichtung stellen, da der Kader neu zusammengestellt wird. "Ich muss erst mal schauen, ob ich das zeitlich noch schaffe", sagt die Schülerin. Genug zu tun hat sie in den kommenden Monaten auf jeden Fall noch: Mit den Donaunixen des TSV Neuburg nimmt sie an den Deutschen Altersklassemeisterschaften (3. bis 5. Juni in Bielefeld) teil. Außerdem ist die 17-Jährige auch Mitglied der Nachwuchsauswahl der Bundesrepublik. Der C-Kader mit Königsbauer und der zweiten Neuburgerin, Lisa Rinke, startet heuer noch bei der Jugend-Europameisterschat (22. bis 26. Juni in Rijeka/Kroatien) und bei der Jugend-Weltmeisterschaft (6. bis 13. Juli in Kazan/Russland).


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