Neuburger Rundschau - 22. Juli 2016
Jugendweltmeisterschaften
06. bis 13. Juli 2016 in Kazan / RUS

Neuburg, "Hochburg des Synchronschwimmens"

Lisa-Sofie Rinke und Lisa Königsbauer nehmen an der Jugend-Europameisterschaft und -Weltmeisterschaft teil. Wie sie den Spagat zwischen Schule und Sport meistern und welche Ziele sie für die Zukunft haben
Von Benjamin Sigmund

Die deutsche Nationalmannschaft: Lisa Königsbauer (links) und Lisa-Sofie Rinke (Fünfte von links) mit ihren Teamkolleginnen und den Trainerinnen Stella Mukhamedova (stehend links) und Tatjana Reich (stehend rechts). - Foto: DSV

Wenn Barbara Rauscher über das Jahr der Neuburger Synchronschwimmerinnen spricht, gerät sie nahezu ins Schwärmen. Rauscher, die die Abteilung beim TSV Neuburg einst ins Leben gerufen hat, spricht von einem der besten Jahre in der Geschichte der Donaunixen.

Vorläufige Höhepunkte waren die Teilnahmen von Lisa Königsbauer (18) und Lisa-Sofie Rinke (16) an der Jugend-Europameisterschaft in Rijeka (Kroatien) und der Jugend-Weltmeisterschaft im russischen Kasan. Als zwei von insgesamt drei bayerischen Sportlerinnen starteten die beiden für die deutsche Nationalmannschaft. Rauscher spricht von „unheimlichem Stolz“ und bezeichnet Neuburg nicht zu Unrecht als „Hochburg des Synchronschwimmens“.

Die Leistungen ihrer Aushängeschilder jüngst in Russland sah sich Rauscher zu Hause vor dem Computer an. Die Wettkämpfe konnten via Live-Stream im Internet verfolgt werden. Rauscher war nicht die einzige. Die Familien und Freunde der beiden Sportlerinnen saßen ebenso gespannt vor den Bildschirmen. Sie sahen eine deutsche Mannschaft, die in der Kombination den elften Platz erreichte und Platz zehn nur um winzige 0,03 Punkte verpasste. Sie sahen einen 14. Platz im Gruppenwettkampf, der bei 34 teilnehmenden Nationen ebenso als großer Erfolg zu werten ist. Sie sahen auch die Darbietungen der führenden Länder im Synchronschwimmen. Russland belegte jeweils vor China und Japan den ersten Platz.

Aus der Nähe betrachteten die jungen Neuburgerinnen die sportlichen Leistungen der Konkurrenz. Sie waren beeindruckt. „Sie trainieren viel mehr und sind viel stärker als wir“, sagt Lisa-Sofie Rinke über die Auftritte der Nationen, in denen Synchronschwimmen professionell betrieben wird. Dort herrschen Rahmenbedingungen, die in Deutschland nicht gegeben sind und nicht gewollt sein können. Lisa Königsbauer und Lisa-Sofie Rinke betreiben zwar ebenso einen großen Aufwand für ihren Sport, an erster Stelle steht jedoch die Ausbildung. Lisa-Sofie Rinke besucht das Gymnasium, Lisa Königsbauer die FOS. Nimmt man die vorangegangene Europameisterschaft in Kroatien und einen Lehrgang hinzu, waren die Jugendlichen mit kurzer Unterbrechung knapp vier Wochen unterwegs. Weg von der gewohnten Umgebung, der Familie und den Freunden. Aber auch befreit von der Schule. „Wenn die schulischen Leistungen stimmen“, erklärt Barbara Rauscher, habe es noch nie ein Problem gegeben. „Stressig“ sei es schon, den Schulstoff nachzuarbeiten, sagen die Sportlerinnen. Schulaufgaben könnten in der Sportschule parallel geschrieben werden.

Freuen sich über ihre Erfolge: die Synchronschwimmerinnen Lisa Königsbauer (links) und Lisa-Sofie Rinke. - Foto: DSV

Lisa Königsbauer und Lisa-Sofie Rinke nehmen den Aufwand gerne in Kauf. Sie sprechen von „aufregenden Tagen“ und einem „großen Erlebnis“. Während Lisa Königsbauer kürzlich bereits bei der Europameisterschaft der Erwachsenen in London startete (wir berichteten), bedeuteten die Teilnahmen für ihre zwei Jahre jüngere Kollegin die größten Erfolge der Karriere.

Davon will Lisa-Sofie Rinke trotz des nahenden Abiturs weitere erleben. Als Barbara Rauscher erzählt, dass in zwei Jahren die Jugend-Weltmeisterschaft im australischen Perth stattfindet, leuchten Lisa-Sofie Rinkes Augen. Da will sie dabei sein. „Es gehört einfach, dazu, dass man unterwegs ist, sonst würde ich es nicht machen“, sagt sie ehrlich. Lisa Königsbauer wird nicht in Australien starten. Mit ihren nun 18 Jahren absolvierte sie in Russland ihren letzten Wettkampf im Jugendbereich. Ihr nächstes Ziel ist die Erwachsenen-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Budapest.

Den großen Traum, den viele Sportler leben, haben die beiden nicht. Der Traum von Olympia wird sich nicht erfüllen, sagen sie. Bei nur acht teilnehmenden Nationen und der Differenz zu den führenden Ländern sei das ausgeschlossen. „Leider hat Hamburg Olympia abgelehnt“, sagt Lisa Königsbauer, „das wäre die einzige Möglichkeit gewesen.“ Auch wenn es nichts mit Olympia wird, Barbara Rauscher ist auch so stolz auf die beiden.


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