Donaukurier - 28. Juni 2025

Punkte für die Spitzenathleten

Die Neuburgerin Melanie Eubel wirkt als Wertungsrichterin bei der Synchronschwimm-EM auf Madeira
von Josef Bartenschlager

Erstmals wurde Melanie Eubel bei einer Europameisterschaft als Wertungsrichterin eingesetzt - Foto: Privat

Neuburg – Melanie Eubel ist eine der wenigen Wettkampfrichterinnen für Synchronschwimmen in Deutschland, die die höchste Qualifikation vorweisen können. Theoretisch könnte die Neuburgerin sogar bei Olympischen Spielen eingesetzt werden. Nun durfte sie erstmals an einer Europameisterschaft mitwirken. Ort des Geschehens: Madeira, die Blumeninsel im Atlantik, genauer gesagt die Hauptstadt Funchal – sechs unvergessliche Tage für die Neuburgerin, einst selbst aktive Donaunixe und dem Verein nach wie vor verbunden – unter anderem als Trainerin.

„Es waren Schwimmerinnen dabei, die voriges Jahr bei den Olympischen Spielen mitgemacht haben, darunter Medaillengewinnerinnen“, beschreibt Melanie Eubel die Wertigkeit dieser EM. Unter ihnen befand sich Klara Bleyer, die in Funchal als erste Deutsche eine Goldmedaille bei Schwimmeuropameisterschaften im freien Solo gewinnen konnte. Das war ein besonderer Moment für die Wettkampfrichterin – und insgesamt eine „Riesenüberraschung“. Eubel hebt dabei die Fairness unter denAthleten hervor: „Die Freude bei den anderen Nationen war ebenfalls groß. Da gab es keinen Neid.“

Das Wettkampfgeschehen ist intensiv und die Wertungsrichter entsprechend gefordert. Eine Stadtrundfahrt am ersten Tag jedoch gönnte sich Melanie Eubel und auch sonst genoss sie das Flair: „Funchal ist fast fußläufig zu erkunden.“

Doch natürlich stand das Wettkampfgeschehen im Mittelpunkt. Bereits am Ankunftstag war ein Meeting angesetzt. Der Verband legt größten Wert auf die Einhaltung der Neutralitätspflicht. Nicht nur die Schwimmer und Schwimmerinnen werden beurteilt, sondern auch die Wertungsrichter. „Zwei Observer vom Weltschwimmverband beobachten uns“, berichtet Melanie Eubel. Die Juroren erfahren eine Stunde zuvor von ihrem Einsatz. Zudem gibt es ein Meeting vor und ein weiteres nach jedem Wettkampfabschnitt. „Wenn der Eindruck von Parteilichkeit entsteht, wird man nicht mehr eingesetzt“, berichtet die Neuburgerin.

Jeweils fünf Wettkampfrichter sind für die Artistik und die Ausführung der Elemente zuständig. Ein Ausreißer bei einer Einzelwertung wird auf diese Weise sowieso relativiert. Ausgewählt werden die Juroren aus einem Pool von 18 Wertungsrichtern. Man kennt sich untereinander und „Neulinge“ werden rasch eingebunden. Die Umgangssprache ist Englisch.

„Die technische Stärke wird belohnt, was den Deutschen zugute gekommen ist.“
Melanie Eubel Wertungsrichterin

Vor drei Jahren wurde ein neues System eingeführt. „Seither gibt es viel mehr Einzelwertungen im A-Wert“, berichtet Melanie Eubel. Insgesamt elf sind es. Auch das verhindert „Sympathiepunkte“ für eine bestimmte Sportlerin oder eine bestimmte Nation. „Es gibt klare Tabellen, wobei der höchste Wert 10,0 beträgt“, so Eubel weiter. Diesen Wert hat sie ein einziges Mal vergeben – an Spanien. „Es gibt sieben akrobatische Bewegungen, zum Beispiel, wie hoch eine Schwimmerin mit den Beinen aus dem Wasser kommt“, fährt die Neuburgerin fort.

„Wenn eine Bewegung so gelungen ist, dass man sagt, besser geht es nicht, gibt man den Höchstwert.“ Jeder Wertungsrichter hat ein Tablet, in das jeder seine Eindrücke und Wertung einträgt. An der großen Anzeigetafel in der Halle erscheint aber nur die Gesamtwertung. Hinter der steht ein komplizierter Vorgang: „Es gibt den Schwierigkeitsgrad und der wird multipliziert mit den Ausführungspunkten“, erläutert Eubel. „Die technische Stärke wird belohnt, was den Deutschen zugute gekommen ist“, verrät sie.

Eine weitere Aufgabe wartete indes noch auf die Neuburgerin: In Funchal ging auch der Comen Cup über die Bühne, ausgeschrieben Confédération Méditérranéenne de Natation, einer der wichtigsten Jugendwettkämpfe im Synchronschwimmen. Ursprünglich nur für Teilnehmer aus den Mittelmeerländern gedacht, ist er jetzt offen für alle. Die Sportler sind zwischen 13 und 15 Jahre alt. „Im Zusammenhangmit der EM hat es das noch nicht gegeben“, berichtet Melanie Eubel. Als Wertungsrichterin musst du da umschalten, von der Leistung von erwachsenen Weltklasse-Athleten zum Können jugendlicher Schwimmer. Das war schon herausfordernd.“ Aber auch das meisterte Melanie Eubel, die sich schon auf den nächsten Anruf des Verbandes freut.


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